Emils Mutter nutzte den HPU-Test von Medivere. Er wird mit einer einmaligen morgendlichen Urinprobe durchgeführt. Da der gestresste HPUler deutlich mehr Hämopyrrollaktam ausscheidet als ein HPUler im entspannten Zustand, sollte man den Test während oder unmittelbar nach einer Zeit mit einer hohen Belastung durchführen.

Das Testergebnis von Emil sah folgendermaßen aus:

Der Test erfasst die ausgeschiedene Menge an Hämopyrrol und spiegelt diese auf einer einer Skala von grün bis rot wider.

Emils Testergebnis lag soweit im roten Bereich, dass es keinerlei Zweifel am Vorhandensein der Entgiftungsstörung HPU gab.

Liegt der positive HPU Test vor, gilt es je nach Ausprägung der Symptomatik den geeigneten Therapeuten zu finden.

Gesetzliche Kassen übernehmen Kosten nicht

Zwar ist Schätzungen zufolge rund jede 10. Frau und jeder 100. Mann von HPU betroffen. Dennoch kommt die folgenschwere Entgiftungsstörung bisher nicht im ICD Katalog der anerkannten Krankheiten vor. Dies hat zufolge, dass keine der gesetzlichen Krankenkassen eine HPU-Therapie finanziert. Schulmedizinisch orientierte Kinder- und Allgemeinmediziner können zwar die einzelnen HPU-Störungsbilder symptomatisch behandeln, eine ganzheitliche HPU-spezifische Therapie inklusive der erforderlichen umfangreichen Diagnostik können sie jedoch nicht abrechnen.

Sollte man kein Mitglied einer privaten Krankenkasse sein, sind die nicht unerheblichen Kosten der Diagnostik und Therapie selbst zu tragen. Emils Eltern wandten sich dafür an einen niedergelassenen Schulmediziner, der neben einer hausärztlichen Tätigkeit eine Privatpraxis für Biomedizin betreibt. Die Auswahl des Arztes folgte auf Empfehlung einer dort erfolgreich therapierten HPU-Patientin.

Die Mineralstoffanalyse aus dem Vollblut

Nach positivem HPU Befund und einer im einfachen Blutbild diagnostizierten Anämie erfolgte bei Emil der erste Schritt einer ausführlichen Diagnostik: eine umfassende Mineralstoffanalyse auf Basis einer Vollblut-Probe (reguläre Blutanalysen werden mit dem Blut-Serum durchgeführt).

Die Analyse beinhaltete die Mineralstoffe Calcium, Chrom, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Molybdän, Phosphor, Natrium, Selen, Zink, sowie die toxisch wirkenden Stoffe Aluminium, Arsen, Cadmium, Nickel, Blei und Quecksilber.

Stoffwechselmetabolite und Darmflora

Aufgrund seiner Verhaltensauffälligkeiten wurde anhand dieser Vollblut-Probe auch der Kynurenin-Spiegel als Teil des Tryptophanstoffwechsels ermittelt. Erhöhte Kynureninspiegel aktivieren immunsuppressiv wirkende regulatorische T-Zellen. Dies kann mit einer reduzierten T-zellulären Abwehr einhergehen. Mögliche neurotoxische Effekte werden nicht durch das Kynurenin selbst, sondern durch seine Metabolisierungsprodukte, die sogenannten Kynurenine vermittelt.

Anhand einer Stuhlprobe wurde bei Emil eine Darmflora-Analyse durchgeführt. Eine gestörte Mikrobiota kann der Auslöser für eine Vielzahl klinischer Symptome sein.

Für eine derart umfangreiche Diagnostik arbeitet der Mediziner mit spezialisierten Laboren in ganz Deutschland zusammen, die ihre Dienste unabhängig vom Arzthonorar in Rechnung stellen.

Die Untersuchungsergebnisse

Resultat ist ein komplexes Bild biochemischer und serologischer Befunde, dessen Interpretation und Behandlung unbedingt in die Hände eines sehr gut ausgebildeten, erfahrenen Therapeuten gehört.

Erwartungsgemäß wies Emils Blutprobe neben der Anämie einen Mangel an einigen Spurenelementen auf. Auch seine Darmflora zeigte altersuntypische Dysbalancen, wie sie eigentlich nur nach langer Antibiotika-Behandlung auftreten. Emil hat aber in seinem neunjährigen Leben lediglich einmal ein Antibiotikum eingenommen.

Aufgrund der vorliegenden Laborergebnisse erstellte der Mediziner einen bedarfsspezifischen Medikationsplan mit dem Ziel, die Mängel an Mikronährstoffen auszugleichen und die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Kosten der Therapie

Emil hatte das Glück, durch persönliche Empfehlung an einen Top-Therapeuten gekommen zu sein, der schon zahlreiche HPU-Kinder erfolgreich behandelt hat und selbst Vater eines Kindes mit HPU ist.

Eine solche „Koryphäe“ lässt sich natürlich entsprechend honorieren. Eine Beratungsstunde schlug mit 300 Euro zu Buche. Für eine ausführliche Anamnese bei einem Kind sind mindestens fünf Beratungsstunden angezeigt. Für die umfassende Labordiagnostik fielen 1.200 Euro an.

Bestellt man alle Nahrungsergänzungsmittel und Therapeutika auf dem Medikationsplan in der empfohlenen, hohen Qualität von namhaften Herstellern ist eine Investition von ca. 600 Euro fällig. Je nach Dosierung halten die Mittel dann bis zu einem halben Jahr.

Eine kompetente HPU-Therapie muss man sich also leisten können – leider. So lange HPU keine von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannte Stoffwechselstörung ist, muss man für die Therapiekosten selbst aufkommen.

Therapie-Erfolge

Bei Emil hat sich die Investition gelohnt. Der Erfolg stellte sich zwar langsam, aber umfassend ein. Sieben Monate nach Therapiebeginn ist der kleine Mann „wie ausgewechselt.“ Das Leitsymptom, die verminderte Stresstoleranz in Kombination mit den unkontrollierten Wutanfällen, ist vollständig verschwunden. Sehr zur Freude seiner Lehrerin und der Klassenkameraden reagiert Emil in der Schule jetzt sehr besonnen, auch wenn er emotional gefordert ist.

Seine schulischen Leistungen entsprechen seinen kognitiven Fähigkeiten, er kann sein Potenzial also endlich entfalten. Das Resultat sind gute schulische Leistungen. Die positive Resonanz von Lehrkräften und Eltern stärkt endlich sein fragiles Selbstbewusstsein.

Auch in sozialen fordernden Situationen wie beim freien Spiel auf dem Pausenhof oder bei sportlichen Wettbewerben kann Emil endlich altersgemäß angemessen reagieren, mit Niederlagen umgehen und sogar andere Kinder unterstützen und ermutigen. Bisher war es immer nur mit sich selbst beschäftigt.

Seit einigen Monaten knüpft er aktiv und erfolgreich Kontakte zu Gleichaltrigen und älteren Kindern und erfreut sich eines stetig wachsenden Freundeskreises.

Demnächst werden Blutbild und Darmflora nachkontrolliert werden.

Teil 3 – Emil hat HPU

Teil 2 – Emils Entwicklung im Vorschulalter und im ersten Schuljahr

Teil 1 – Jonas und Emil, zweieiige Zwillinge, einmal mit, einmal ohne HPU