Seit einigen Monaten gehört ein Jodtest zur Eingangsdiagnostik meiner Kursteilnehmer im HPU-Start-Programm. Das Ergebnis: Etwa 80 % der Teilnehmer haben einen mittleren bis ausgeprägten Jodmangel!

Das ist nicht verwunderlich, da die meisten HPUler aufgrund der oft hohen Schwermetallbelastung auf den Verzehr von Fisch verzichten.

Nennenswerte Mengen an Jod finden sich nämlich nur noch in Milchprodukten und Eiern.

Milchprodukte: Eine Tasse Joghurt enthält etwa 75 µg Jod, eine Tasse Milch enthält etwa 56 µg Jod.

Eier: Ein mittelgroßes Ei enthält etwa 24 µg Jod.

Wer auf diese beiden Lebensmittel ebenso verzichtet, hat es sehr schwer, seinen Jodbedarf über die Nahrung zu decken.

Nicht nur die Schilddrüse braucht Jod

Jod ist ein wichtiges Spurenelement, das für die Produktion von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Ohne Jod, kann der Körper keine Schilddrüsenhormone herstellen. Die bilden den Motor unseres Stoffwechsels! Es gibt jedoch auch andere Organe und Gewebe im Körper, die Jod benötigen, um richtig zu funktionieren.

Brustdrüsen: Jod ist wichtig für das Wachstum und die Entwicklung der Brustdrüsen bei Teenagern. Jod wird außerdem für die Produktion von Milch in den Brustdrüsen während des Stillens benötigt.

Magen: Jod wird im Magen benötigt, um die Produktion von Magensäure zu unterstützen. Ganz wichtig für HPUler, deren Magensäure aufgrund des häufigen B6-Mangels ohnehin schon oft reduziert ist.

Speicheldrüsen: Jod ist wichtig für die Produktion von Speichel, der zur Verdauung beiträgt.

Eierstöcke: Jod wird im Körper benötigt, um den Östrogenspiegel zu regulieren und die Funktion der Eierstöcke zu unterstützen. Frauen mit HPU leiden häufig unter einem Progesteronmangel und einer Östrogendominanz.

Hoden: Jod ist wichtig für die Produktion von Testosteron und die Funktion der Hoden.

Bauchspeicheldrüse: Jod ist wichtig für die Funktion der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produziert und den Blutzuckerspiegel reguliert. Vielen unbehandelte HPUler haben Schwierigkeiten, ihren Blutzuckerspiegel adäquat zu regulieren.

 

Jodmangel testen

Wenn du wissen möchtest, wie es um deinen Jodspiegel steht, kannst du das mit einem Urintest beim Hausarzt oder ganz einfach zu Hause messen. Der Jodspiegel im Blut liefert keine verlässliche Auskunft über die Versorgung des Stoffwechsels mit Jod.

Ich empfehle den Test vom akkreditierten Labor medivere (Tochterunternehmen des Labors Ganzimmun in Mainz).

Jod supplementieren, aber wie?

Bei einem Jodmangel ist es sinnvoll, Jod als Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen. Jod kann man in Form von Kaliumjodid, aus Algen (Kelp) oder als Lugol`sche Lösung zu sich nehmen.

Lugol`sche Lösung: Lugolsche Lösung besteht aus Kaliumiodid und elementarem Jod in destilliertem Wasser. Sie eignet sich sehr gut für die Hochdosistherapie, denn ein Tropfen einer 5 %igen Lugol`schen Lösung enthält bereits 6,5 mg Jod. Empfohlen in Deutschland ist eine tägliche Menge von 150 µg, also 43 x weniger.

Eine Hochdosis-Jodtherapie kann für einige Menschen sinnvoll sein. Wer mit dem Gedanken spielt, sollte sich vorab intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und sich bestenfalls auch von einem Jod-erfahrenen Therapeuten begleiten lassen, da es bei so hohen Dosierungen einiges zu beachten gibt, um Nebenwirkungen zu vermeiden – besonders bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis.

Kaliumjodid: Von dieser synthetischen Form von Jod profitiert vor allem die Schilddrüse. Für andere jodabhängige Zellen ist diese Jodform weniger geeignet. Kaliumjodid wird meist auch von HPUlern mit Histaminintoleranz gut vertragen.

Kelp: Kelp ist eine andere Bezeichnung für eine Braunalge, die von Natur aus große Mengen an Jod (auch elementares Jod) speichert. Ein Vorteil des Seetangs gegenüber Kaliumiodid besteht darin, dass er nicht nur Jod, sondern auch viele andere Nährstoffe wie Kalzium, Eisen, Magnesium und Vitamin K enthält.

Ein weiterer Vorteil von Kelp ist, dass es in natürlicher Form vorkommt. Das bedeutet, dass der Körper es besser aufnehmen und verarbeiten kann als synthetische Jodformen wie Kaliumjodid.

Manche HPUler mit Histaminproblematik reagieren allerdings mit Histaminsymptomen auf Jod aus Kelp. Das ist individuell ganz unterschiedlich.

 

Jod bei Hashimoto?

Auch Menschen mit Hashimoto brauchen Jod, obwohl auch heutzutage immer noch anderslautende Empfehlungen ausgesprochen werden.

Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass die Verwendung von Kelp- oder Seetang-Algen bei Menschen mit Schilddrüsenproblemen, einschließlich Hashimoto-Thyreoiditis, helfen kann, den Jodbedarf zu decken und die Schilddrüsenfunktion zu verbessern (Quellen: Mao et al., 2011; Nordio and Proietti, 2013).

Tipp: Mit kleinen Dosierungen beginnen (z.B. alle 3 Tage eine Kapsel Kelp) und langsam steigern. Während eines akuten Entzündungsschubs der Schilddrüse sollte kein Jod eingenommen werden, da Jod in diesem Stadium die Entzündung befeuern kann.

 

Jod bei Histaminintoleranz

Auch Menschen mit einer Histaminintoleranz brauchen Jod. Doch wie aufnehmen, wenn der Körper mit Histamin-Symptomen reagiert?

Bei einer Histaminintoleranz gibt es keine allgemeingültigen Aussagen. Jeder Betroffene verträgt unterschiedliche Mengen von histaminhaltigen bzw. histaminfreisetzenden Lebensmitteln. HPUler, die massive Probleme mit Histamin haben, fahren zu Beginn oft besser mit Kaliumjodid. Später, wenn die Histaminintoleranz etwas abgeklungen ist, wird auch Kelp oft gut vertragen. Bitte immer mit kleinen Dosierungen austesten und bei Verträglichkeit langsam hochdosieren.

 

Jod als Nahrungsergänzungsmittel

 

Jod aus ökologisch nachhaltiger Braunalgenernte vor der Küste Islands oder als hochreines Kaliumiodid: